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Freitag, 27. März 2015

Düsseldorf – Abu Dhabi – Kathmandu



Nach fast einem Jahr ohne Heimaturlaub war es für Miriam und mich wieder an der Zeit, mal etwas längere Zeit in Deutschland zu verbringen. Über Weihnachten waren wir zu Hause und sind diesmal bis Anfang März geblieben. Wir hatten eine sehr schöne Zeit, Miriam hat unglaublich viel deutsch gelernt und ich konnte an meiner Promotion weiter arbeiten. Obwohl wir diesmal so viel Zeit hatten, haben wir natürlich wieder nicht alles geschafft, was wir wollten und nicht alle Leute besucht und gesehen, die wir gerne besucht und gesehen hätten. Aber so ist das ja leider irgendwie immer. 
Einmal lag für ca. 30 Minuten Schnee, die Zeit haben wir schnell genutzt um einen Schneemann zu bauen...


In der Zeit in Deutschland hatte ich auch ein erstes großes Erfolgserlebnis in Bezug auf meine Promotion: Ich konnte meinen ersten wissenschaftlichen Artikel veröffentlichen. Um meine Promotion abzuschließen brauche ich drei davon, immer noch viel Arbeit, aber einen kleinen Teil habe ich immerhin geschafft.
Nach einer sehr schönen Zeit in Deutschland mit Freunden und Familie ging es dann für Miriam und mich am 3.3. wieder zurück nach Kathmandu  - dachten wir. Da wir ja erst in einigen Monaten wieder nach Deutschland fahren, haben wir natürlich wieder Unmengen an Gepäck mitgenommen. Alles, was absolut nicht mehr in die Koffer ging musste ins Handgepäck, und am Ende stand ich mit fünf Handgepäckstücken da. Der erste Flug nach Abu Dhabi war auch problemlos, allerdings waren Miriam und ich nach einer durchflogenen Nacht ziemlich fertig. In Abu Dhabi saßen wir dann müde am Gate und haben auf das Boarding gewartet. Irgendwie waren die Angestellten allerdings etwas nervös, dann kam die Durchsage, dass sich das Boarding um 30 Minuten verzögert. Da ca. 70% der Passagiere aus rückkehrenden Gastarbeitern bestand, die die Durchsage nicht richtig verstanden haben brach daraufhin erstmal ein riesen Chaos aus, weil die Hälfte der Leute dachte, jetzt geht es los, während die andere Hälfte sich wieder hinsetzen wollte. Trotz des Getöses in ihrer Umgebung ist Miriam dann total erschöpft in meinem Arm eingeschlafen. Jede halbe Stunde kam wieder eine Durchsage, dass sich alles um eine weitere halbe Stunde verzögert, bis dann Essensgutscheine verteilt wurden, weil es immer später wurde. Da stand ich dann, fünf Gepäckstücke und eine schlafende Miriam. Ich muss wohl etwas verzweifelt ausgesehen haben, denn ein Angestellter von Etihad hat sich meiner angenommen und dann organisiert, dass wir für die Wartezeit in die Businesslounge durften. Jemand anders hat mich dann dorthin gebracht, und Miriam und ich durften dann dort warten. Nachdem sie irgendwann aufgewacht ist, sind wir ins Kinderparadies von Ethihad gegangen, ein riesen Spielraum mit drei Nannies, die alle nichts zu tun hatten und sich auf Miriam gestürzt haben. Essen haben wir auch bekommen, aber irgendwie wollten wir dann ja auch weiter.
Bis dahin hatten wir nur Gerüchte gehört, dass der Flughafen in Kathmandu geschlossen war auf Grund eines Unfalls. In der Lounge wurde das dann zur Gewissheit, als wir bei CNN Bilder einer „auf der Nase liegenden“ Maschine gesehen haben. Nach mehreren Stunden kam dann irgendwann die Nachricht: Heute geht es nicht weiter, wir werden in ein Hotel verfrachtet. Da wir in der Business Lounge waren, wurden wir dann netterweise auch wie Business Passagiere behandelt und mit einem Jeep zu einem Fünfsternehotel gebracht. Miriam wusste gar nicht mehr, was jetzt los ist als wir dann plötzlich durch palmengesäumte Straßen gefahren wurden.
Das Hotel - unser Zimmer war im 16ten Stockwerk

Miriam hat die riesen Badewanne für Pferderennen genutzt. Erkenntnis: Schleich Pferde gehen unter, die von Aldi schwimmen oben...


Das Hotel war echt toll, riesen Bett, riesen Bad und super Essen. Wir haben dann abends am Buffet gut geschlemmt, haben dann in einer langen Bade- und Duschsession alle Gratisshampoos, Lotions und Cremes aufgebraucht und sind dann totmüde ins Bett gefallen in der Annahme, am nächsten Tag ginge es weiter.
Als wir dann aber am nächsten Morgen um sieben Uhr bereit standen, kam die Nachricht, dass der Flughafen doch noch nicht auf sei... Also wieder zurück aufs Zimmer und warten. Das Hotel hatte einen Pool auf dem Dach, und weil wir dann irgendwann auch nicht mehr wussten, was wir machen sollten, habe ich Miriam im Hotelshop einen Bikini gekauft (Kindergrößen gabs nicht, also musste der kleinste Frauenbikini passen...) und wir haben einen Tag am Swimmingpool verbracht. Eine indonesische/nepalische/indische Kinderfrau nach der anderen kam dort mit arabischen Kindern an, und Miriam hat mit allen gespielt und hatte glaube ich einen tollen Tag. Ich bin allerdings jede Stunde einmal zur Rezeption um nach Neuigkeiten zu fragen, und erst am späten Nachmittag kam dann die Info: Heute kein Flug mehr. Also noch Nacht in Abu Dhabi... 

Miriam in ihrem - fast - perfekt sitzenden Bikini

Der Blick vom Hoteldach und Pool
Am nächsten Tag genau das gleiche Spiel, und so langsam fing es an zu nerven. Das Hotel war sehr schön, das Wetter super, aber man hing irgendwie immer in der Luft, da es auch jeden Moment hätte losgehen können.
Am Freitag dann gab es wenigstens direkt morgens die Info, dass es heute definitiv nicht weitergeht. Also haben wir entschieden, wir fahren einfach mal in die Stadt um mal rauszukommen. Zuerst mussten wir aber einkaufen, wir hatten ja seit vier Tagen die gleichen Sachen an und vor allem nur gefütterte Winterstiefel – bei 30 Grad draußen. Nach einem Besuch in einer Mall sind wir dann zum Strand, und das war echt schön. Miriam hat ganz toll im Sand gespielt und wir hatten einen Wahnsinnsblick auf die Skyline. Andererseits war es aber auch total surreal, so ein schöner Strand mitten in der Stadt. Zufällig war an dem Tag auch ein Marathon und ein Radrennen, so dass wir davon auch noch einiges mitbekommen haben.
 
Auf dem Weg zum Strand

Strand mit Skyline




 




Am nächsten Tag ging es dann endlich los. Zwar kam der Bus viel zu spät und es lief alles sehr chaotisch, aber mit zwei Stunden Verspätung haben wir dann endlich abgehoben. Als wir dann schon ca. 30 Minuten über Kathmandu gekreiselt haben, hat der Pilot dann schon angedeutet, dass wir vielleicht wieder nach Indien zurück fliegen müssen, weil der Flughafen in Kathmandu überfüllt war – es waren ja fünf Tage lang keine Flüge gegangen und ca. 50.000 Passagiere waren in der Warteschleife. Zum Glück hat dann aber doch alles geklappt und wir konnten landen. Merkwürdigerweise hat man beim Aussteigen die Turkish Airlines Maschine noch gesehen, statt neben der Landebahn stand es nur am Ende der Landebahn. Warum man vier Tage braucht, um ein Flugzeug zur Seite zu schieben werde ich glaube ich niemals verstehen, aber das ist eben Nepal...
Unerwarteterweise gab es kaum Wartezeit bei der Immigration- dafür war aber an der Gepäckausgabe das absolute Chaos ausgebrochen. Es gab keine Trolleys, alles war überfüllt und niemand wusste, an welches Gepäckband wir mussten. Nach einer Stunde habe ich die Suche nach einem Trolley aufgegeben und habe mich entschlossen, unser Gepäck einzeln rauszubringen. Miriam war total fertig und zum Glück hatten wir einige Passagiere in der fünftägigen Wartezeit schon ein wenig kennengelernt, so dass sie bei ihnen bleiben konnte, während ich draußen Tilak und das Taxi gesucht habe. Dann habe ich zuerst Miriam rausgebracht, dann unser Handgepäck und dann nach zwei Stunden Wartezeit auch unser anderes Gepäck, welches wundersamerweise auch angekommen ist. Jedes Mal, wenn ich wieder in den Flughafen rein wollte, hat mich irgendein Security Typ blöd angemacht, warum ich denn überhaupt raus gegangen wäre, und nach dieser Odysee war mein Geduldsfaden sowieso schon sehr sehr dünn. Nach dem zweiten Mal bin ich dann total explodiert und hab den so angeschrien, dass er mir doch einenTrolley besorgen soll, wenn er nicht will dass ich rein und raus gehe, dass er mich dann nur noch ganz schnell durchgewunken hat. So hatte ich also schon nach knapp zwei Stunden auf nepalischem Boden die erste lautstarke Auseinandersetzung mit einem Ordnungshüter – bis jetzt mein Rekord.
Dann war endlich alles geschafft und wir sind mit fünf Tagen Verspätung zu Hause angekommen – müde und glücklich! Jetzt stehen große Herausforderungen vor uns – Miriam wird in einem Monat eingeschult, wir werden „Vollzeit“ nach Kathmanduziehen und vieles wird sich ändern. Erstmal genießen wir aber die letzten Wochen in Kaule!




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